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Steuerzahlergedenktag: Heute ist allemal ein denkwürdiger Tag

Jedes Jahr aufs Neue haben Steuerzahler ihren eigenen Gedenktag.

Sich heutzutage ein sattes Plus auf dem Konto zu erarbeiten, fällt immer mehr Menschen schwer. Obwohl die Arbeitslosenquote so niedrig wie noch nie ist, haben viele in Vollbeschäftigung nicht die Möglichkeit, am Ende des Monats etwas auf die hohe Kante zu legen.

Kein Wunder, müssen Ledige von ihrem Bruttogehalt knapp 50 Prozent an Steuern und Sozialabgaben in Deutschland abdrücken. Damit liegen wir immerhin auf dem 3. Platz im OECD-Vergleich. Nicht gerade rühmlich, einen Podiumsplatz in dieser Kategorie zu erhalten. Aber auch die Lebenserhaltungskosten werden hierzulande immer teurer. Eigentum anschaffen? Von welchem Geld denn bitte? Miete im Zentrum von Großstädten bezahlen? Von welchem Geld denn bitte?

Die Liste der Fragen könnte endlos weiter gehen. Gut, dass unsere Sorgen vom Bund der Steuerzahler wahrgenommen werden. Dieser gedenkt heute nämlich mit dem Steuerzahlergedenktag allen Bürgern dieses Landes, die fleißig ihren Pflichten nachkommen. Auch dieses Jahr veröffentlicht der Bund der Steuerzahler wieder interessante Erkenntnisse.

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Steuerzahlergedenktag

Wie jedes Jahr ruft der Bund der Steuerzahler den Steuerzahlergedenktag aus. Dieser besagt, dass bis zu diesem Tag die Deutschen geschuftet haben müssen, um ihre Steuern und Sozialabgaben begleichen zu können. Das Datum wird dann jeweils mit den Angaben der vergangenen Jahre verglichen und soll verdeutlichen, wie „schlimm" es um die Bürger dieses Landes steht.

Dass die Steuern und Sozialabgaben in der Tat sehr hoch sind in Deutschland, ist kein Geheimnis, dass von diesen Geldern aber auch sinnvolle und wichtige Investitionen getätigt werden, ist ebenfalls bekannt. Wer zum Beispiel bei einer ernsthaften Erkrankung von einer Krankenversicherung profitiert hat, kann davon wohl ein Lied singen.

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Kritik an den Zahlen

Das Medienecho ist auch dieses Mal wieder groß. Neben vielen Zustimmungen gibt es auch Kritik an den erhobenen Datensätzen. So wird bemängelt, dass der Steuerzahlergedenktag mit der realen Situation des Landes nichts gemeinsam hat.

Der Bund der Steuerzahler greift zur Berechnung ihrer Zahlen auf die Einkommensbelastungsquote zurück. Um diese ermitteln zu können, werden alle Steuern und Sozialabgaben addiert und ins Verhältnis zum Volkseinkommen gesetzt. Das Volkseinkommen setzt sich wiederum aus Löhnen, Gewinnen und Vermögenseinkommen zusammen.

Der Bund der Steuerzahler kommt demzufolge zu dem Ergebnis, dass die Quote derzeit bei 54,6 Prozent liegt. Das wäre der höchste Wert, der je gemessen wurde. Und so kommt es, dass rein rechnerisch bis heute, also bis zum 19.07., gearbeitet werden musste, um alle Ausgaben begleichen zu können.

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Volkseinkommen als falsche Bezugsgröße?

Wird das Volkseinkommen als Grundlage zur Ermittlung des Prozentsatzes herangezogen, wird das Ergebnis zwangsläufig verfälscht. Das liegt daran, dass beim Volkseinkommen indirekte Steuern außen vor gelassen werden. Dazu zählen Verbrauchsteuern, Grundsteuern und die Umsatzsteuer. Die Mehrwertsteuer und einige Ökosteuern wurden über die Jahre hinweg erhöht, wiederum wurde beispielsweise die Einkommensteuer gesenkt. Folglich ist das Volkseinkommen gesunken und die Belastungsquote ist gestiegen.

Würde bei der Berechnung das Nettoeinkommen der Steuerzahler als Basis verwendet werden, läge die Belastungsquote für dieses Jahr bei 48,3 Prozent und der Steuerzahlergedenktag würde auf den 25.06. fallen. Der Vorteil beim Nettoeinkommen als Bezugsgröße ist, dass diverse indirekte Steuern noch nicht abgezogen wurden.

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Sozialabgaben sind keine Steuern

Der Bund der Steuerzahler behandelt die Sozialabgaben ähnlich wie die zu entrichtenden Steuern. Dabei sind Sozialabgaben alles Andere als Steuern, da es sich dabei auch um Versicherungsbeiträge handeln kann, die die private Vorsorge ausgleichen.

Wer heute also mehr in die Rentenkasse einzahlt, bekommt später auch mehr ausgezahlt. Das bedeutet, bei den Beiträgen handelt es sich um Leistungen, die in der Zukunft liegen. Hinzu kommt, dass Gelder aus den Sozialkassen umverteilt werden (Mütterrente, Rente mit 65) und dass die Beiträge eines jeden Bürgers bei der Kranken- und Pflegekasse vom Bruttoeinkommen abgezogen werden, obwohl alle von den gleichen Leistungen profitieren.

Würde es sich also bei Sozialbeiträgen zur einen Hälfte um Steuern und zur anderen Hälfte um Sozialbeiträge handeln, wäre die Belastungsquote im Zusammenhang mit dem Nettoeinkommen der Bevölkerung noch niedriger.

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Was bleibt?

Bei all der Kritik beharrt der Bund der Steuerzahler auf die Richtigkeit seiner Ergbnisse. Schließlich fällt es auch leichter, sich über die Belastung zu beschweren, als die Tatsachen relativ zu sehen.

Tatsache ist auf jeden Fall, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird und dass die Mittelschicht seit Jahren kaum steuerlich entlastet wurde. Und wenn, dann werden die Senkungen von der Inflation, den steigenden indirekten Steuern und der Einkommensteuerprogression aufgefressen.

Zudem wird das Geld ja nicht weggesperrt. Davon werden öffentliche Güter und Leistungen finanziert, die dem sozialen Ausgleich dienen. Wir bekommen also alle auch wieder etwas zurück. Dass der Staat definitv besser mit den ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln wirtschaften kann bzw. sollte, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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