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Corona-Krise – Fast jede Branche meldet Kurzarbeit an

Jede Branche spürt die Auswirkungen von Corona unterschiedlich. Hier eine Übersicht zur Kurzarbeit nach Branchen

Corona-Krise – Fast jede Branche meldet Kurzarbeit an

Um den Arbeitsmarkt in Deutschland zu sichern, wurde in vielen Branchen Kurzarbeit angemeldet. Das hat vielen Arbeitnehmern mit Erfolg ihren Arbeitsplatz gesichert. Laut Statistik waren 2020 bereits 12 Millionen Arbeitnehmer in Kurzarbeit (mehr Informationen hier). Um den Zugang zum Kurzarbeitergeld zu erleichtern, wurden Gesetzesänderungen vorgenommen (SGB III).

Fast alle Branchen in Deutschland sind von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Insbesondere der Wirtschaftszweig Gastronomie leidet unter Umsatzausfällen. Im Mai 2020 hatten laut Statistik 99 Prozent der Gastronomie-Betriebe Kurzarbeit beantragt. Auch Hotels haben mit den Einschränkungen wegen des Coronavirus zu kämpfen. In diesem Wirtschaftszweig waren es laut Statistik 97 Prozent der Unternehmen, die auf Kurzarbeit zurückgreifen mussten, um die fehlenden Gehälter auszugleichen oder zumindest teilweise zu ersetzen.

Das ifo Institut hat Anfang Mai 2020 eine Statistik veröffentlicht, die dabei helfen soll, die Situation besser zu verstehen. So leiden einige Branchen deutlich stärker als andere. Ein Blick auf unterschiedliche Bundesländer ergibt ebenfalls ein differenziertes Bild. Nachfolgend findest Du die interessantesten Statistiken und weitere Informationen.

Wer spürt die Auswirkungen am stärksten?

Mit Erfolg konnte die Wirtschaft durch Überbrückungshilfen und Kurzarbeit in verschiedenen Zweigen der Industrie gestützt werden. Insgesamt haben bis Mai 2020 50 Prozent der Unternehmen in Deutschland Kurzarbeit beantragt. Dennoch sind die Unterschiede in den verschiedenen Branchen bemerkenswert. Die Gewinner der Krise sind klar Onlinehändler und Paketdienste. Sie konnten aufgrund der geschlossenen Läden ihr Geschäft ausbauen. Ebenfalls haben Video-Conference-Tool-Anbieter wie Zoom und Microsoft-Teams profitieren können, da viele Menschen im Home-Office arbeiten. Aber auch Brettspielhersteller haben einen Anstieg des Absatzes von 35 Prozent erzielen können.

Neben der bereits erwähnten Gastronomie und der Hotelbranche ist auch die Automobilproduktion stark betroffen. 94 Prozent der Unternehmen haben in diesem Bereich Kurzarbeit beantragt. Auch die Luftfahrt kämpft mit dem Umsatzausfall wegen Corona und der zeitweiligen Beschränkung des Flugverkehrs. 91 Prozent der Flugverkehrs-Betriebe mussten Kurzarbeit beantragen. Generell leidet die Tourismusbranche sehr. Reisebüros und Reiseveranstalter sind auf Kurzarbeit angewiesen, um die Beschäftigung zu sichern. Auch die kreativen, künstlerischen Berufe sowie der gesamte Bereich Sport sind überproportional betroffen. Nach dem Luftverkehr ist die Kultur- und Kreativwirtschaft mit Verlusten von über 22 Milliarden Euro im Jahr 2020 der am stärksten von der Corona-Krise betroffene Wirtschaftszweig. Gruppiert man Betriebe nicht nach Branchen, sondern nach Bundesländern, ist Bayern am stärksten betroffen. 54 Prozent der Betriebe in Bayern haben Kurzarbeit beantragt. Mit nur einem Prozentpunkt weniger ist Baden-Württemberg auf dem zweiten Platz. Beide Länder sind vom erheblichen Arbeitsausfall in der Automobil-Industrie betroffen. Trotzdem konnten vielen Arbeitnehmern aufgrund von Kurzarbeitergeld der Job gesichert werden. Eine weitere stark betroffene Region ist NRW. Dort gab es im März 2020 laut Statistik 1.6 Millionen Kurzarbeiter. Mit dem neuen Lockdown ab Herbst 2020 muss der Arbeitsmarkt erneut gestützt werden: Nach Statistiken des ifo-Instituts ist die Anzahl der Betriebe mit Beschäftigten in Kurzarbeit im Januar wieder leicht gestiegen.

Jedoch konnten der Arbeitsmarkt und viele Arbeitnehmer von der Gesetzeslage (SGB III) zum Kurzarbeitergeld in Deutschland (gesamt Europa) profitieren: Wegen dieses Instruments haben wesentlich weniger Menschen Arbeitslosengeld bezogen als in den USA.

Wer kommt laut Statistik fast ohne Kurzarbeit durch die Pandemie?

Um den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft mit Erfolg zu stärken, wurden viele Unternehmen unterstützt. Viele Betriebe haben laut Statistik des ifo-Instituts Leistungen der Bundesagentur für Arbeit bezogen. In der Coronakrise haben mehr Menschen von der Bundesagentur für Arbeit Kurzarbeitergeld bezogen als in der Finanzkrise.

Auf der anderen Seite gibt es Branchen und Betriebe, die es ganz oder größtenteils ohne Kurzarbeit und Leistungen der Agentur für Arbeit durch die Corona-Zeit schaffen. So wurde bis Mai 2020 keine Kurzarbeit in der Medikamentenherstellung, der Abwasserentsorgung und bei Energieversorgern angemeldet. Das erscheint logisch, da diese Sektoren auch während einer Pandemie kaum mit Umsatz- oder Nachfrageausfällen zu rechnen haben. Auch Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfer müssen kaum auf Kurzarbeit zurückgreifen (3 Prozent der Betriebe).

Bei den Bundesländern kommen besonders Rheinland-Pfalz als auch das Saarland mit wenig Kurzarbeit aus (39 Prozent). An zweiter Stelle liegen die mitteldeutschen Bundesländer (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) mit 43 Prozent. Generell liegen die neuen Bundesländer mit 6 Prozent weniger Kurzarbeit unter dem Bundes-Durchschnitt.

Die Corona-Pandemie ist eine massive Herausforderung für die gesamte deutsche Wirtschaft. Trotzdem sollten wir im Auge behalten, dass einige Branchen stärker betroffen sind. Insbesondere für Mitarbeiter in den Bereichen, die stark auf Kurzarbeit angewiesen sind, gilt es, sich frühzeitig mit den Auswirkungen von Kurzarbeitergeld zu beschäftigen. Urlaubsanspruch und die Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung im Folgejahr sind da nur zwei prominente Themen. Auch Arbeitgeber können und sollten ihre Belegschaft bei diesen Themen unterstützen. Mehr Informationen/ Angebote für Arbeitgeber findest Du hier.

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